Rechtschreibung fördern

  bei LRS / Legasthenie

Rechtschreibung verbessern


Erste Schritte, um die Rechtschreibung zu verbessern 

Macht ein Kind noch viele Fehler, die zeigen, dass es Schwierigkeiten mit der lautlichen Gliederung der Wörter hat, dann sollte die Unterstützung an diesem Punkt ansetzen. Solche Fehler erkennt man daran, dass die vom Kind geschriebenen Wörter nicht korrekt lesbar sind, weil Buchstaben vertauscht sind, fehlen oder zusätzliche Buchstaben eingefügt wurden.


Erst wenn ein Kind lautgetreu schreiben kann, ist es sinnvoll, zur Verbesserung besonderer Bereiche der Rechtschreibung überzugehen. 


Zwei Bereiche, mit denen viele Kinder Schwierigkeiten haben, spreche ich im Folgenden exemplarisch an:


1. Rechtschreibung der Plosive (b/p, d/t, g/k) verbessern

Grafik: Sebastian Weiß, Rechtschreibung logisch

Plosive entstehen durch die "Sprengung" eines Verschlusses im Mund- oder Rachenraum, entweder mit viel Luft (p, t, k) oder mit wenig Luft (b, d, g).


Am Wortanfang und vor Vokalen (a, e, i...) kann man die Plosive im Hochdeutschen gut unterscheiden: danken - tanken, Deich - Teich.  Am Wort- oder Bausteinende werden die Plosive b, d und g aber hart ausgesprochen wie p, t, und k. Jetzt klingen d und t gleich: Geld - Welt, rund - bunt. Dafür gibt es einen Namen: Auslautverhärtung.


Die Schreibung "belond" für "belohnt" zeigt, dass das Kind bereits lautgetreu schreiben kann. Das Wort ist lesbar, für jeden Sprachlaut hat das Kind ein Zeichen geschrieben. 


Das "d“ am Wortende ist ein Hinweis darauf, dass dem Kind das Phänomen der Auslautverhärtung bewusst ist – am Wortende schreiben wir oft "d" und sprechen "t". Noch ist diesem Kind nicht klar, wie es erkennen kann, wann ein Wort mit "d" am Ende geschrieben wird und wann eben nicht. 


Auslautverhärtung

Hören kann man das jedenfalls nicht. Das Phänomen der Auslautverhärtung, also der Aussprache von  b, d und g am Wort- oder Silbenende als p, t und k, ist in unserer Sprache normal.  


Im Englischen ist das anders, hier wird "d" am Wortende wirklich meist als "d" gesprochen - und die "harte" Aussprache als "t" ist typisch für unseren deutschen Akzent. 

 

Das deutsche Wort "Kind" endet mit dem Laut "t". Wir schreiben das Wort dennoch mit "d", weil dieser Laut in der Pluralform hörbar wird: "Kinder". Eine Schreibung, die sich nur an der Aussprache orientiert ("Kint – Kinder"), würde die Zusammengehörigkeit nicht mehr erkennen lassen.


Zur Verbesserung der Rechtschreibung in diesem Bereich helfen Übungen, die dem Kind zeigen, dass und wie es Worte oder Wortstämme mit Plosiv am Ende verlängern sollte. Beim Verlängern ist nämlich wichtig, dass dem Plosiv ein Vokal folgt, damit der Unterschied zwischen b und p, g und k oder d und t zu hören ist:

Welt - Welten

Geld - Gelder

hupt - hupen

hebt - heben 

....

Für Arbeitsblatt zum Thema Plosive (d/t, b/p oder g/k) im Auslaut klicken Sie hier 


2. Rechtschreibung im Bereich Mitlautverdopplung (Schärfung) verbessern

Wenn ein Kind "komen" oder "kammen" schreibt, ist die korrekte Aussprache streng genommen nicht gewahrt. "Komen" müsste mit langem "o" wie in "Koma" gesprochen werden, das "a" in "kammen" dagegen kurz wie im "Kamm".  Das "o" in "kommen" klingt ganz deutlich anders als das "o" in "Koma", "Oma" oder in "holen". Es ist ein anderer Laut. In der Lautschrift hat er das Zeichen 'Ͻ'.


Diese Unterschiede wahrnehmen zu lernen, ist ein wichtig, um die Rechtschreibung verstehen und so verbessern zu können.

 

Sehen Sie sich die Liste dieser Wörter an, um zu verstehen, für welche Phänomene der Rechtschreibung (u.a. k oder ck, z oder tz, ß oder ss) das genaue Erkennen der Vokallänge wichtig ist:

 

Langes "o"                         kurzes "Ͻ"

holen                                    rollen

wohnen                                Wonne

Sohn                                    Sonne

Oma                                     kommen

Rose                                    Ross

Schoß                                  Schloss

Floß                                     Flosse

Ofen                                     offen

rot                                        Grotte

Schlot                                  schlottern  

Pokal                                   Pocken 


Die Rechtschreibung vieler Kinder verbessert sich deutlich, wenn sie verstehen, dass die Mitlautverdopplung nur dazu dient, den kurzen Vokal zu markieren.


Anders herum formuliert: Das Schriftzeichen <o> steht für zwei verschiedene Laute. Wir brauchen einen Trick, damit wir wissen, welcher von beiden Lauten gemeint ist. Dieser Trick ist die Mitlautverdopplung zur Kennzeichnung des Kurzvokals. 

 


Umgang mit Fehlern

Wenn ein Kind das Wort "hat" mit zwei "t" schreibt, entspricht das zwar nicht der korrekten Schreibung. Allerdings zeigt seine Fehlschreibung, dass das Kind das kurze "a" im Wort "hat" erkannt hat. Damit hat es einen wichtigen Zusammenhang zwischen Sprache und Schrift entdeckt. Normalerweise folgen dem kurzen "a" zwei Mitlaute:

satt

platt

glatt

matt

Blatt

...

aber: hat

Bekommt das Kind nun einfach zu hören, dass es mit seiner Schreibung ("hat" mit zwei "t") schon wieder einen Fehler gemacht habe, dann wird es unsicher. Also nach Kurzvokal doch keine zwei Mitlaute? Beim nächsten Text entscheidet es sich dann vielleicht für "sat*" mit einem statt mit zwei "t" oder für "kan*" statt "kann".

 

Wie kann man sinnvoller verbessern? 

Zuerst könnte man dem Kind versichern, dass es sehr gut hingehört und genau richtig bemerkt hat, dass im Wort "hat" ein kurzes "a" vorliegt. Dann sammelt man gemeinsam Wörter wie in der Liste oben, die sich auf "hat" reimen und wirklich mit "tt" geschrieben werden. 


Bei unserem Wort "hat" handelt es sich also um eine Sonderschreibung, ein Ausnahmewort gewissermaßen. Viele häufig gebrauchte Wörter sind übrigens solche Sonderfälle.

 

Jetzt ist das Kind bestimmt bereit, "hat" als Sonderform intensiv zu üben, um seine Rechtschreibung zu verbessern.



Grafik schreibendes Kind